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Verworfen wurde die Aufstellung in der Mittelachse der Kirche an der hinteren, nach Osten weisenden Seite der Gnadenkapelle. Einerseits gibt der Gnadenaltar ein Höhe vor, die von der Orgel nicht überschritten werden dürfte, andererseits würde das Instrument im Durchzug zwischen dem südlichen und nördlichen Seiteneingang stehen.
Eine weitere Möglichkeit der spiegelbildlichen Teilung der Orgel und einer Aufstellung an der Süd- bzw. Nordwand (vgl. Chororgel der Schottenkirche Wien und Chororgel in Einsiedeln) kam aufgrund der großen Distanz und des dazwischen befindlichen Raumes für die Gemeinde nicht in Betracht. Man entschied sich für die bisher nicht gestaltete nördliche Wand des Kuppelbereiches.
Eine Orgel an dieser Stelle zeichnet sich durch eine Nähe zum liturgischen Geschehen aus, somit ist der Organist als wichtiger Rollenträger in der Liturgie gemäß den Bestimmungen des II. Vatikanischen Konzils direkt miteingebunden und steht in Kontakt mit Liturgen und Assistenten.
Äußere Gestaltung und Aufbau der Orgel
Für den verantwortlichen Architekten DI Wolfgang Feyferlik (Graz) stellte sich mit der Standortwahl für die Orgel an der nördlichen Wand des Kuppelraumes von vornherein das Problem der eng beieinander liegenden Durchgänge (westlich: Treppenaufgang zu den Galerien [Rundgiebel]; östlich: Sakristei- bzw. Kapelleneingang [Dreiecksgiebel]) und der gleichzeitigen Raumhöhe bis an den unteren Gesimskranz von mehr als 12 Metern. Außerdem war zu berücksichtigen, dass die Orgel den an ihr vorbei führenden Prozessionsweg innerhalb der Kirche nicht beeinträchtigt. Überdies sollte kein voluminöser, im Raum nicht dominanter Körper entstehen.
Nachdem zunächst rein symmetrische Entwürfe verworfen wurden, gelang dem Architekten ein Konzept, welches das „Gefühl“ der Wand stimmig aufgreift, in der sich durch die Vorgaben der unterschiedlichen Giebel-Formen der Durchgänge und der oberhalb östlich gelegenen Fensteröffnung in der Wand eine symmetrische Form nicht sinnvoll integrieren ließ. Das Problem des „Flaschenhalses“ löst ein schlichter quaderförmiger Mittelturm, der in eine Höhe von etwa 12 Metern hinaufragt. Oberhalb der Torgiebel erhält dieser alles tragende Längsquader einen liegenden asymmetrisch geschwungenen Querkörper, der das Hauptprospektfeld darstellt und hinter dem sich Haupt- und Pedalwerk befinden. Der Gesamtkörper der Orgel, der die Substanz der dahinter liegenden Wand unangetastet lässt, steht nun im Gleichgewicht mit der Wand und dem Kuppelraum, der Orgelkörper fügt sich gleichsam harmonisch als Bild, als Plastik, in die Geometrie der Wandfläche ein.
Freilich mussten Architekt und Orgelbauer eng zusammen arbeiten. Wenn der Architekt die äußere Gestalt und die optische Wirkung des Musikinstruments im Raum vor Augen hat, denkt der Orgelbauer „von innen nach außen“ und muss in erster Linie die orgelbautechnischen Erfordernisse berücksichtigen. Hinsichtlich der neuen Orgel in Mariazell ist nach langem Ringen eine wechselseitig positive „Befruchtung“ zwischen Orgelbauer und Architekt als orgelbautechnischen Laien mit visionären Modellen gelungen.
Wenn bei der Prospektgestaltung des Querkörpers der Orgelbauer als Ausgangspunkt zunächst eine „klassische“ symmetrisch gestaltete Fünfgliedrigkeit annimmt, die er danach „zusammenfaltet“, und sich der Architekt dem Problem von der Asymmetrie her nähert, spiegelt dies die beschriebenen Denkweisen wider. Die jetzt entstandene ungefähre Fünfgliedrigkeit des Prospektes transportiert für den Orgelbauer den Werkaufbau nach außen. So gruppieren sich zu beiden Seiten des zentralen Großpedals mit dem Principalbass 16‘ im Prospekt die C- und Cis-Seite des Hauptwerks mit dem sichtbaren Principal 8‘. In den äußeren Flanken befindet sich jeweils das Kleinpedal und dem Octavbass 8‘ im Prospekt. Insofern steht diese Orgel im direkten Bezug zum prächtigen barocken Sonnholtz-Prospekt auf der Westempore, der in seiner symmetrischen Fünfgliedrigkeit ebenfalls den Werkaufbau von außen ablesbar macht. Für den Architekten ist diese Analogie zu einer klassischen Prospektgliederung nicht wichtig und insofern als zufällig anzusehen. Die Schwingungen des gefalteten Prospekt-Verlaufs verlaufen ausgeglichen in der Wand. Durch die Faltung mit tieferen und weniger tiefen Stellen entsteht der optische Eindruck einer Volumenverminderung, gleichzeitig wird die Oberfläche vergrößert, was sich orgelbautechnisch günstig dahingehend auswirkt, viele Pfeifen im Prospekt unterbringen zu können.
Ein weiterer optisch-architektonischer Effekt bewirkt den Eindruck einer geringen Tiefe. In der Seitenansicht von West nach Ost kragt die gefaltete Prospektebene immer weiter aus, eine imaginäre schräge Linie weist trichterförmig zum Hochaltar, gleichzeitig schafft der in östlicher Richtung immer weiter in den Raum klaffende Winkel eine Öffnung zum Volk.
Als gestalterisches Element für den stehenden Quader, der unterhalb des Ansatzes des Querkörpers das schwellbare Präludiermanual (2. Manual) beherbergt und oberhalb Platz für die tiefen Pfeifen der 16‘-Fuß-Register bietet, wählt Architekt Feyferlik ein „Strichcode-Muster“, hinter dem sich keine „Esoterik“ verbirgt, sondern das vielmehr eine abstrakte Vorgabe darstellt, die es dem Orgelbauer ermöglicht, durch eine individuelle Gestaltung des Abstands der verschieden breiten Leisten eine optimale akustische Durchlässigkeit zu gewährleisten. Während das Hauptprospektfeld mit den querlaufenden gebogenen Holzbrettern eine übliche Öffnung zu 20% einhält, gewährt das Strichcodemuster eine Öffnung zu etwa 40%, um den Dämpfungseffekt der sich dahinter befindlichen Schwelljalousien nicht zu verstärken. Der Längsquader wurde in massivem Eichenholz ausgeführt. Sichtbar bleibt die behandelte Holzoberfläche.
Der gefaltete Querkörper in Fichtenholz, was einer besseren Klangabstrahlung dient, ist farblich gefasst, wobei die Maserung des Holzes in der Oberflächengestaltung nicht zugedeckt wurde. Auf eine dezente Farbgebung wurde Wert gelegt, um die Orgel nicht in Konkurrenz mit dem den östlichen Liturgiebezirk dominierenden Hochaltar Fischer von Erlachs mit der beeindruckenden Gnadenstuhldarstellung treten zu lassen.
Eine diesbezüglich weiterführende Idee des Architekten, den gesamten Querkörper der Orgel mit einem akustisch unbedenklichen Gewebe (Kupfer-Maschen) vorzuverspannen, um die „Penetranz der verschieden großen Prospektpfeifen“ abzumildern und die Orgel noch mehr als kompakten Körper sprechen zu lassen, wurde aufgrund „philosophischer“, finanzieller und stimmpraktischer Bedenken vorerst nicht realisiert.
Technische Anlage
Die Orgel ist sowohl hinsichtlich Tontraktur (hängend) als auch Registertraktur rein mechanisch angelegt, wie es der Firmenphilosophie der Firma Mathis entspricht. Gleichzeitig ermöglicht der Einbau einer doppelten (elektrischen) Registertraktur die Verwendung elektronischer Setzer. Die Tontrakturen sind ebenfalls zusätzlich elektrisch angelegt, um die Orgel später von einem Zentralspieltisch (Firma Heuss) bedienbar zu machen, an den auch die Hauptorgel auf der Westempore angeschlossen wird. Hierfür sind sämtliche Verteilerkästen und Leitungen bereits vorhanden.
Der konstruktive Aufbau dieser Orgel, die doch mit beschränkten Platzressourcen auskommen muss, ist in hervorragender Weise gelöst. Durch einen seitlichen Einstieg gelangt man problemlos in die obere Etage des Haupt- und Pedalwerks. Zwischen dem gefalteten Prospekt und den dahinter in konventioneller Weise angeordneten Windladen ergibt sich ein bequemer Durchgang über die ganze Breite der Orgel.
Ebenso ist der statische Aufbau hervorragend gelöst, was sich aufgrund des weit auskragenden Querkörpers ohne abfangende Unterkonsolen nicht ganz einfach gestaltete.
Bemerkenswert ist die Windversorgung der Orgel. Eigens wurde ein Raum unter dem Treppenaufgang zur nördlichen Galerie freigelegt und dieser mittels zweier Kernbohrungen für Windzuführung und Luftansaugung mit dem Kirchenraum verbunden. In diesem Raum befinden sich Gebläse und Hauptbalg. Dieser Raum ist durch ein vorgelagertes Zimmer an der Ostseite des nördlichen Seiteneinganges zugänglich.
Klanggestaltung
Die Konzeption der Disposition orientiert sich stilistisch an süddeutsch-österreichischen Vorbildern des ausgehenden 18. Jahrhunderts und berücksichtigt die vielfältigen Erwartungen, die an ein Instrument in einer Wallfahrtskirche gestellt werden. Die zahlreich vorhandenen Grundstimmen, die sich durch charakteristische Klangfarben und eine große dynamische Breite auszeichnen, sowie der Formenreichtum der Aliquoten tragen hinsichtlich der liturgischen Improvisation den mannigfaltigen liturgischen Feiern Rechnung. Nicht zuletzt der sehr schmale Raum bedingte eine relativ milde Klanggestaltung bei der Intonation. Das zweite sog. Präludiermanual fungiert einerseits als alternierendes Werk zum Hauptwerk, dient andererseits für Begleitzwecke von Solisten und ist daher schwellbar angelegt.
Die Firma Mathis Orgelbau hat auf ihrer eigenen Homepage über den Bau der Orgel einige Details bekannt gegeben.
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